Kennst du diese Situation? Eine Weile lang hast du ganz ambitioniert geübt und du warst richtig schön drinnen im Klavier spielen. Dann aber kommen die Ablenkungen des Alltags und andere Dinge sind auf einmal wichtiger geworden. Vielleicht steht eine wichtige Prüfung an oder du hast eine Deadline für ein Projekt. Wenn man so unter Stress steht, dann sagt man sich leicht „Nee, also fürs Klavierspielen hab ich grad echt kein Nerv.“
Dann kommt wieder eine Phase, wo es ruhiger wird. Du hast Urlaub, oder es ist Wochenende, und du denkst dir so „Ach eigentlich hab ich ja schon ein schlechtes Gewissen…“. Das Klavier steht schon lange einfach nur so rum. Es ist sogar schon eine dicke Staubschicht auf den Tasten, die entlarvt, dass du das Klavier schon lange nicht mehr angerührt hast. Tja – das ist die Rache des Klaviers. Es ist sauer auf dich und setzt Schimmel an. Das hast du jetzt davon 🙂 Und du tänzelst immer mal wieder am Klavier vorbei, aber irgendwas hält dich zurück. Und du gestehst dir ein – oh je, ich hab irgendwie gar keine Motivation mehr, einfach keinen Bock mehr.
Irgendetwas scheint dich zurückzuhalten. Und du merkst, wie sich so eine kleine Angst oder Blockade eingeschlichen hat. Angst davor, dass du vielleicht in der Pause alles verlernt haben könntest, oder dass du den Zugang einfach nicht mehr findest.
Ich kann dich beruhigen. Das ist völlig normal, dass es manchmal nach einer längeren Pause wieder schwierig sein kann hoch motiviert einzusteigen. Wenn man regelmäßig spielt, dann hat man auch regelmäßig irgendwelche Erfolgserlebnisse. Man lernt neue Sachen dazu, ist voll drin und ist immer begeisterter. Weil es einfach Spaß macht und weil man merkt, wie es immer flüssiger läuft und wie die Finger immer mehr mit den Tasten verschmilzen. Was mir immer nach so einer langen Pause hilft, ist es das große ganze zu sehen. Ich sage mir vorher – okay Melanie – es wird höchstwahrscheinlich absolut grauenhaft, wenn du dich das erste mal nach der Pause wieder ran setzt. Und ja, es kann sein, dass es einfach keinen Spaß macht, weil man nicht mehr drinnen ist in der Materie. Und soll ich dir was verraten? Das zweite mal wird es vielleicht auch noch keinen Spaß machen und das dritte mal vielleicht sogar auch noch nicht. Ja, man muss sich durch die ersten Male regelrecht durchkämpfen. Aber man kommt nicht drumrum und es ist wichtig, dass man es trotzdem tut. Aber wenn man diese Anfangsphase dann hinter sich gebracht hat, dann geht es meistens wieder bergauf.
Das ganze ist aber nicht immer so. Ich habe es auch schon erlebt, dass gerade dann, wenn ich eine lange Pause gemacht habe, die Melodien nur so auf mir herausgesprudelt sind und ich total kreativ war. Allerdings ist es zu heikel, auf diesen Moment der kreativen Eingebung zu warten. Denn es kann wirklich so oder so sein. Rückblickend habe ich mich immer über die Zeiten geärgert, in denen ich nichts neues dazugelernt habe oder in denen ich zumindest ein paar grundlegende Dinge hätte lernen können. Deswegen kann ich jedem empfehlen so eine Art Mini-Routine zu überlegen. Ein Notfallplan sozusagen. Wenn man weder Zeit noch Motivation hat, dass man zumindest 2 Minuten am Tag einen bestimmt Akkord in allen Umkehrungen übt zum Beispiel. Das hilft auch total und man sorgt zumindest dafür, dass die Verbindung zum Instrument nicht komplett abreißt.
Wie geht es dir? Hast du es auch schon mal erlebt, dass du längere Zeit nicht gespielt hast und du danach irgendwie eine Angst gespürt hast, wieder anzufangen? Was machst du, wenn du merkst, dass du dich nicht aufraffen kannst? Was sind deine Geheimtipps?