Du möchtest gerne romantisch am Klavier improvisieren und weißt nicht so richtig, wie du vorgehen sollst? Wie gelingt es eigentlich, eine verträumte Stimmung am Klavier zu erzeugen?
Wenn man am Klavier der Improvisation eine romantische Nuance verleihen möchte, dann eignet sich dazu ein Intervall ganz besonders gut: Nämlich die Sexte. Vielleicht kennst du aus deinem Klavierunterricht auch noch das Stück „Ballade Pour Adeline“. In diesem Stück werden auch viele Sexten verwendet. In diesem Beitrag erkläre ich dir, wie du die Sexten in deine Improvisation einbauen kannst.
Übungen zum Greifen von Sexten am Klavier
Zunächst machen wir ein paar Vorübungen, um sicher im Greifen des Intervalls zu werden.
- Wir spielen die C-Dur Tonleiter mit der rechten Hand in Sexten auf und ab. Vom Fingersatz her greifen wie die Sexten zunächst mit Daumen und kleinem Finger.
- Jetzt wird es etwas schwieriger: Wir überspringen immer einen Ton. Du kannst die Sexten hierzu in Terzen Aufwärtsspielen, wie in Takt 1. Oder du kehrst beim c wieder um, wie in Takt 2.
- Jetzt kannst du dir eine Zufallsreihenfolge an Sexten ausdenken. Spiele sie, indem du Sprünge einbaust, oder sie diatonisch auf und abwärts spielst. Hier siehst du ein Beispiel:
Die Schnelligkeit ist bei diesen Vorbereitungsübungen erst mal gar nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, dass du den Abstand des Intervalls in die Finger bekommst und die Intervalle sauber greifen kannst.
Linke Hand Begleitung für die Improvisation
Nun kommt die linke Hand ins Spiel. Hier findest du das Begleitmuster für die linke Hand. Die Akkordfolge lautet C, Am, F, G. Von diesen Akkorden spielen wir jeweils nur den Grundton (kleiner Finger) und die Quinte (Daumen). Die Töne kommen versetzt auf die Zählzeit „1“ und „1+“.
Romantisch Improvisieren: Beide Hände Zusammen
Jetzt wollen wir aber nicht länger auf die schönen Sexten in der rechten Hand warten: Du darfst dir frei aussuchen, von welchem Ton der C-Dur Tonleiter aus du das Intervall spielen möchtest. Eine Vorgabe gibt es jedoch: Der Rhythmus! Du spielst die Sexten immer auf die „2“, „3“, und „4“. Also zuerst die linke Hand und dann einfach 3 Sexten hintereinander:
Gefällt dir, was du spielst? Versuche immer aktiv mitzuhören, was gut klingt und was nicht. Ein kleiner Geheim-Tipp: Beginne immer so, dass der Ton oben der gleiche ist, wie der Grundton des Akkordes.
Zur Abwechslung gibt es noch einen zweiten Rhythmus. Spiele nun die Sexten immer nur noch auf die Zählzeit „2“ und „3“.
Diese beiden Rhythmen können wir jetzt miteinander kombinieren:
- Übung 1: Spiele einen Durchlauf Rhythmus 2 und einen Durchlauf Rhythmus 1 im Wechsel.
- Übung 2: Spiele die beiden Rhythmen pro Takt im Wechsel. Beginne mit Rhythmus 2.
- Übung 3: Spiele nur im letzten Takt den Rhythmus 1.
Improvisieren mit Sexten und Achteln
Du möchtest noch eine Steigerung? Dann bauen wir jetzt noch zusätzlich Achtel mit ein:
Auch diesen Rhythmus variieren wir etwas, indem wir noch mehr Achtel einbauen:
- Übung 1: Spiele einen Durchlauf Rhythmus 3 und einen Durchlauf Rhythmus 4 im Wechsel.
- Übung 2: Spiele die beiden Rhythmen pro Takt im Wechsel. Beginne mit Rhythmus 3.
- Übung 3: Spiele nur im letzten Takt den Rhythmus 4.
Romantisch am Klavier Improvisieren mit Sexten:
Diese Übungen sind dafür geschaffen, dass du dich an den Abstand des Intervalls gewöhnst. Wir treiben den Gebrauch der Sexten sozusagen „auf die Spitze“, um sie einzutrainieren. Etwa so, wie wenn während des Fußballtrainings intensiv nur Elfmeterschießen trainiert wird. Im richtigen Spiel kommt das Elfmeterschießen nur selten vor, aber wenn es zum Einsatz kommt, dann muss es eben sitzen 😉 Bei der „richtigen“ Improvisation empfehle ich dir dieses Intervall sehr sparsam einzusetzen. Die Gefahr, dass das Gespielte sonst seicht wie ein Schlager klingt und schnell in Kitsch abdriftet, ist sonst hoch 🙂 Du kannst dich aber voll und ganz auf deinen eigenen Geschmack und dein musikalisches Gespür verlassen.
Mit welchem Fingersatz soll ich die Sexten spielen, damit sie schön gebunden klingen?
Wenn du dich in der Tonart C-Dur befindest, dann kannst du die Sexten grundsätzlich mit dem 1. und 5. Finger spielen. Dadurch, dass wir bei diesem Musikstil sehr viel das Haltepedal verwenden, ist es kein Problem, diese Sexten überzubinden. Generell kannst du dir angewöhnen, möglichst flexibel im Fingersatz zu werden. Übe die Sexten sowohl mit 1-5 zu greifen, aber auch mit 1-4 und 1-3. Spätestens sobald schwarze Tasten dazu kommen, empfehle ich dir oberen schwarzen Tasten mit dem 4. oder 3. Finger zu spielen, da dies etwas mehr Stabilität gibt, als wenn die schwarze Taste oben mit dem kleinen Finger gespielt wird. Es gibt kein richtig und kein falsch – probiere einfach aus, wie es sich für dich am angenehmsten anfühlt 😉
Improvisieren am Klavier
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