Vielleicht kennst du das auch: Manchmal hat man einfach keine Lust etwas nach Noten zu spielen. Es gibt Tage, da möchte man viel eher selbst kreativ werden und voll in den schönen Klavierklang eintauchen. Wenn es um das freie Klavier spielen geht, sind die Möglichkeiten natürlich grenzenlos. In dieser Anleitung bekommst du zumindest schon mal eine schöne Idee für das frei Klavier spielen ohne Noten.
Frei Klavier spielen: Die Tonart
Das erste was wir tun ist es, die Tonart festzulegen. Lass uns die Tonart D-Dur nehmen. Das ist eine meiner absoluten Lieblingstonarten 🙂 Und jetzt gibt es ein Rezept, wie wir vorgehen können. Wenn du diese Schritte kennst, dann kannst du das Beispiel auch in jeder anderen Tonart spielen.
- Greife mit der rechten Hand einen D-Dur Dreiklang.
- Lasse die Terz einfach raus, sodass du nur noch die äußeren beiden Töne d und a spielst.
- Spiele den oberen Ton, also in dem Fall das a zusätzlich noch eine Oktave tiefer.
Greife diese 3 Töne am besten mit Daumen, Zeigefinger und kleinem Finger.
Das Rhythmus-Pattern
Diese 3 Töne spielen wir insgesamt 5 mal der Reihe nach von unten nach oben. Am Schluss lassen wir das ganze etwas ausklingen. Wir haben also eine Aneinanderreihung an Dreiergruppen.
Das dient natürlich nur der Veranschaulichung 😃 Selbstverständlich zählen wir nicht bis 5, sondern wir zählen die Sechzehntel, also bis 4: nämlich „eins – e – und – e, zwei – e – und – e, drei – e – und – e, vier – e – und – e“. Wenn du es wirklich wissen willst, dann zähle nur die vollen Zählzeiten 1, 2, 3, 4. Das erfordert aber schon sehr viel rhythmische Unabhängigkeit. Also nicht verzweifeln, wenn das nicht auf Anhieb klappt.
Die linke Hand
Im ersten Takt spielen wir in der linken Hand die 6. Stufe von D-Dur als Oktave – das h. Die 6. Stufe wird auch Mollparallele genannt. Dann wechseln wir im zweiten Takt zur 4. Stufe auf das g. Im dritten und vierten Takt gehen wir runter zur 1. Stufe zum d, also zur Tonika. Für das Frei Klavier spielen ohne Noten ist es sehr hilfreich, wenn du weißt, was genau harmonisch passiert. Dadurch bist du in der Lage das Beispiel auch auf andere Tonarten übertragen zu können.
Mach das am besten gleich ein paar mal hintereinander. Dieses Pattern wird nun unsere Ausgangsbasis bilden. Achte darauf, dass du schön entspannt in der rechten Hand bleibst. Du musst deine Hand nicht immer komplett gestreckt haben, sondern versuche deine Hand ruhig etwas zu entlasten, indem du mit dem Daumen direkt nachdem du das untere a angeschlagen hast, etwas nach oben (also nach rechts) mitgehst. Das musst du nicht so übertrieben machen, wie ich es im Tutorial demonstriere, sondern ein kleines Stückchen reicht oft schon aus 😉
Für Abwechslung sorgen
Sobald das soweit sitzt, können wir das Pattern beliebig verändern. Hier zeige ich dir ein paar Ideen zur Inspiration, die du auf dem Klavier nachspielen kannst. So schaffst du es abwechslungsreich zu improvisieren und kommst dem Frei Klavier spielen ohne Noten immer näher.
Idee 1: Hier verläuft die Melodie am Ende abwärts.
Idee 2: Manchmal reichen auch minimale Veränderungen. Zum Beispiel, indem ich nur einen einzigen Ton austausche.
Idee 3: Zur Entspannung können wir zwischendurch mal ein Pattern einschieben, welches nicht so weit auseinander liegt. Anstatt a, d, a spielen wir die drei Töne a, d, e. Das ist ein Dsus2 Akkord.
Idee 4: Diesen Dsus2 Akkord kann ich auch mal mit einem normalen D-Dur Akkord in der 2. Umkehrung mischen.
Idee 5: Du kannst auch mal nur einen D-Dur Dreiklang spielen:
Idee 6: Diesen D-Dur Dreiklang kannst du von der Melodieführung her auch schön ausschmücken. Entweder nach unten, oder nach oben.
Idee 7: Probiere auch mal eine ganz andere Kombination an Tasten. Du kannst alle Töne nehmen, die in der D-Dur Tonleiter enthalten sind, also immer schön an fis und cis denken 😉
Idee 8: Baue auch mal einen H-Moll Dreiklang ein. Dieser passt super zur 6. und zur 4. Stufe. Wenn du im dritten und vierten Takt zur 1. Stufe wechselst, dann tausche das h aber lieber gegen ein a aus.
Von diesen Ideen kannst du dich inspirieren lassen. Du kannst sie miteinander kombinieren und dir eigene Melodien ausdenken.
Arpeggio vs. Akkord
Jetzt kommt das Schöne! Im nächsten Schritt spielen wir die Töne in der rechten Hand nicht mehr als Arpeggio, sondern schlagen alle Töne zusammen an. Vom Rhythmus her bedeutet das folgendes: Wir fassen immer 3 Sechzehntel zusammen, sodass wir sozusagen eine punktierte Achtel nach der nächsten spielen. Damit etwas mehr Bewegung in den Rhythmus kommt, schlagen wir mit dem Daumen der linken Hand zusätzlich die Viertel durch.
Das ist rhythmisch schon etwas komplex, aber es hilft, wenn wir uns den Takt mal in kleine Häppchen unterteilen. Hierzu hilft die Ansicht in einem Sechzehntelraster. Das ist eine super unkomplizierte Schreibweise, die oft auch unter Schlagzeugern verwendet wird.
Versuche jede einzelne Zählzeit mit der linken und der rechten Hand zu koordinieren und dann setzt du die „Puzzleteile“ wieder schrittweise zusammen.
Bist du bereit für den Moment der Magie? Spiele nun nicht mehr nur die Töne a, d, a zusammen, sondern auch Kombinationen, die du aus den Arpeggien kennst. Nur eben mit dem Unterschied, dass du dieses mal alle 3 Töne gleichzeitig anschlägst.
Ein kleiner Tipp: Wenn es dir zu voll klingt, dann probiere es mal nur mit 2 Tönen gleichzeitig in der rechten Hand. Verlasse dich hier voll und ganz auf dein Gehör.
Frei Klavier spielen ohne Noten: Überleitungen einbauen
Wenn du magst, dann spiele auch zusätzlich kleine Überleitungen. Hier habe ich dir zwei Ideen für Überleitungen aufgeschrieben:
Hier findest du übrigens ein tolles Tutorial zum Thema „Läufe zwischen den Akkorden einbauen“. Es ist wirklich ein sehr schöne Thema, weil solche Läufe jede einfache Akkordfolge aufwerten können.
Am Schluss kannst du versuchen in der rechten Hand auch mal nur eine Melodie zu spielen. Und schon steckst du mitten in der Improvisation 😉
Ich denke, dass du dir mit diesem vielseitigen Pattern schön die Zeit vertreiben kannst. Genieße die schönen Klänge und lass dich inspirieren. Spiele die Ideen einfach nach – und dann lasse nach und nach deine eigene Kreativität mit einfließen.
Frei Klavier spielen lernen
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