Neulich habe ich einen kleinen Spaziergang im Park gemacht und während ich so nachgedacht habe, sind mir immer mehr Parallelen aufgefallen, die das Improvisieren und das Leben gemeinsam haben.
1. Man kann nicht immer alles kontrollieren
Beim Improvisieren geht es darum, sich von etwas zu lösen. Von einer festen Vorstellung, von einem Ziel, von der Perfektion. Wenn man sich zu sehr an die Perfektion klammert, dann wird man viele schöne Momente verpassen. Man versucht alles immer unter Kontrolle zu kriegen und zu funktionieren. Und alles immer festzuhalten, damit es bloß nicht anders kommt, als geplant. Im Leben ist es so, dass man nicht immer alles festhalten kann. Meistens kommt es dann doch ganz anders und es passieren Dinge, die wir nicht ansatzweise kontrollieren oder vorausplanen können.
2. Schöne Momente sind unwiederbringlich
Es geht um Vergänglichkeit und darum, den Moment zu genießen. Im Klang und im Leben einzutauchen. Manchmal spielt man eine Melodie, die sich völlig unvorhergesehen entwickelt hat und die wunderschön klingt. Versucht man es nochmal genauso hinzubekommen, merkt man, die Melodie ist unwiederbringlich. Genauso ist es, wenn man einen spontanen schönen Moment erlebt.
3. Fehler gehören dazu und sind gar nicht so schlimm
Es gehört dazu Fehler zu machen und zu scheitern. So oft greift man beim Improvisieren eine vermeintlich falsche Taste und es wird unangenehm, man schämt sich oder man verurteilt sich selbst. Dabei hat dieser falsche Ton gar nicht so eine große Bedeutung, wie man in dem Moment denkt. Die meisten Menschen wollen einem eintrichtern, dass diese falschen Töne möglichst zu unterlassen sind. Es wird ein Drama aus Sachen gemacht, die kein Drama sind. Stell dir mal vor dein Leben würde so verlaufen wie eine Fuge von Bach. Jede Note ist vorprogrammiert und die Fingersätze, die du wählen solltest, stehen schon für dich als Notiz auf deinen Noten, deinem Fahrplan. Aber was passiert, wenn du dich einmal verspielst? Glaube mir, ich habe bei Klaviervorspielen schon einige Leute Bach spielen sehen – wenn du einmal einen falschen Fingersatz verwendest, dann ist es fast unmöglich wieder den Einstieg zu finden. Dann hast du verloren. Dann ist es ein absoluter Fail! Natürlich kann so eine streng komponierte Fuge als schön oder perfekt gelten, mit Garantie zu einem guten, runden Ende. Doch was ist, wenn etwas unvorhergesehenes passiert und man scheitert? Die Flexibilität, die man durch das freie Klavierspielen lernt, kann für das eigene Leben übertragen sehr hilfreich sein. Es geht darum, seine eigene Lebensmelodie zu kreieren, und selbst wenn ein falscher Ton dazwischen kommt, geht es weiter. Der falsche Ton bekommt gar nicht mehr so eine große Aufmerksamkeit.
Wie geht es dir? Sind dir auch schon Parallelen aufgefallen?